ÖPNV der Zukunft testen
On-Demand-Pilotprojekt "Go-SiWi-Go"
Das KI-Foto ist noch eine Vision, erste Schritte auf dem Weg dorthin möchte der Kreis jetzt gehen. In Freudenberg und Bad Berleburg soll der ÖPNV der Zukunft getestet werden. Kleine elektrisch betriebene Fahrzeuge sind dann unterwegs, wenn sie tatsächlich gebraucht werden. Am Anfang noch mit Fahrer, später fahrerlos. Die Fahrten werden per App oder telefonisch gebucht. Spätestens nach einer Stunde soll das angeforderte Fahrzeug da sein.
In Freudenberg und Bad Berleburg möchte der Kreis den ÖPNV der Zukunft testen. Kleine elektrisch betriebene Fahrzeuge sind dann unterwegs, wenn sie tatsächlich gebraucht werden. In Freudenberg soll dafür ein Fahrzeug eingesetzt werden, in Bad Berleburg zwei. Die Fahrten werden per App oder telefonisch gebucht. Spätestens nach einer Stunde soll das angeforderte Fahrzeug da sein.
Das Modellprojekt heißt „Go-SiWi-Go". „Es bietet einen echten Mehrwert gegenüber unserem heutigen ÖPNV, weil das Fahrzeug dann zur Verfügung steht, wenn es wirklich gebraucht wird und nicht nur dann, wenn im Fahrplan eine Fahrt vorgesehen ist“, erläutert Landrat Andreas Müller: „Zudem kommen die sogenannten ‚Flexbusse‘ wirklich in jeden Ort: auch in kleine Dörfer, in denen es heute überhaupt kein ÖPNV-Angebot gibt.“ In Bad Berleburg sind das z.B. Renfte, Trufte und Stünzel.
Zudem ist das ‚Go-SiWi-Go‘ auch ein wichtiger Baustein für den nächsten Schritt des ÖPNVs in Siegen-Wittgenstein: Angebote mit autonomem fahrerlosen Fahrzeugen. „Dafür steht symbolisch das zweite ‚Go‘ im Projekttitel“, sagt Markus Menn, Leiter der Stabstelle des Kreises, die u.a. für Mobilität und Klimaschutz zuständig ist.
Der Kreis möchte das On-Demand-Projekt im Rahmen der REGIONALE fördern lassen. Es hat bereits einen ersten Stern erhalten. Das Modellprojekt verfolgt das Ziel, den kreisweiten Aufbau von On-Demand-Verkehren vorzubereiten, der mit dem nächsten Nahverkehrsplan kommen soll. „Im Kern geht es um einen umfassenden Erkenntnisgewinn zu dieser Form bedarfsorientierer Verkehre im ÖPNV“, sagt Markus Menn.
Ein weiteres Ziel ist es, Akzeptanz für diese neue Art des ÖPNV zu schaffen und On-Demand-Angebote bei den Fahrgästen bekannt zu machen. Dies unterstreicht auch der Landrat: „Über Jahrzehnte haben wir uns daran gewöhnt, dass Bus- und Bahnverkehre ‚nach Fahrplan‘ organisiert werden. Künftig kommt der Bus, wenn ich ihn brauche und per App angefordert habe. Dieser Paradigmenwechsel muss gelernt werden. Fahrgäste müssen die Scheu vor solchen Angeboten verlieren und bereit sein, sich auf diese neuen Angebote einzulassen. Dafür wollen wir mit dem Modellprojekt werben.“
Konzeptionell basiert das Projekt auf Maßnahmenempfehlungen aus dem klimafreundlichen Mobilitätskonzept des Kreises, der Strategie des Nahverkehrsplans 2025+ sowie der Mobilitätsstrategie Südwestfalen.
Der Entwurf des nächsten Nahverkehrsplans, der im Juli vom Kreistag diskutiert werden wird, sieht für Siegen-Wittgenstein die Ausweisung von 16 Bedienungsgebieten vor, innerhalb derer On-Demand-Fahrten mit den „Flexbussen“ stattfinden sollen. Das Modellvorhaben orientiert sich an zwei dieser Bedienungsgebieten.
Das Gebiet in der Stadt Bad Berleburg verbindet städtische und dörfliche Gemeindeteile. Es umfasst die Kernstadt und die Ortschaften Wingeshausen, Aue, Berghausen, Raumland, Wemlinghausen, Schüllar, Wunderthausen, Diedenshausen, Alertshausen, Elsoff, Schwarzenau, Arfeld, Dotzlar, Beddelhausen, Richstein, Sassenhausen, Hemschlar, Rinthe und Weidenhausen. Hier leben rund 18.000 Einwohner verteilt auf ein weitläufiges Gebiet von 130km². Verknüpfungspunkte zu Linienbussen und Bahnen sind die Bahnhöfe in Bad Berleburg, Aue-Wingeshausen, Berghausen und Raumland-Markhausen.
Das zweite Modellgebiet, Freudenberg, wurde ausgewählt, um Erfahrungen darüber zu sammeln, wie On-Demand-Verkehre in einem Gebiet ohne eigenen Bahnhof funktionieren können. Es umfasst den Südwesten der Kernstadt von Freudenberg sowie die Orte Plittershagen, Alte Heide, Mausbach, Hohenhain und Bottenberg mit einer Bevölkerung von ca. 4.800 Einwohnern auf 9km².
Innerhalb des Bediengebietes kann sich jeder Fahrgast von jeder Haltestelle zu jeder anderen befördern lassen. Viele zusätzliche Haltestellen gibt es nur „virtuell“. Sie werden nur in der App angezeigt. Dadurch ist eine große Anzahl von Halten möglich und die Fußwege zur nächsten Haltestelle sind sehr kurz. Wenn es sinnvoll ist, kann das System aber auch einen Umstieg auf einen Linienbus mit einplanen.
Dem Fahrgast wird in der App die gesamte Wegestrecke angezeigt. Das muss nicht immer die kürzeste sein, wenn es sinnvoll ist, durch einen kleinen „Umweg“ einen weiteren Fahrgast mitnehmen zu können. Sehr kurze Fahrten sollen in der Pilotphase nicht buchbar sein. Die Bedienzeiten liegen zwischen 5:30 Uhr und 21:30 Uhr.
„Spannend sind auch die stark unterschiedlichen Ausdehnungen der beiden Modellgebiete und damit die verschiedenen Anforderungen an ein gut funktionierendes On-Demand-System“, sagt Markus Menn.
In der Testphase läuft der normale Busverkehr – wie bisher – weiter.
Als Projektpartner konnten neben den Kommunen Bad Berleburg und Freudenberg der ZWS und die VWS gewonnen werden. Um die Ergebnisse aufzubereiten und für die Weiterentwicklung des ÖPNV zu nutzen, ist die Universität Siegen als weiterer Projektpartner mit an Bord. Außerdem die Südwestfalen Agentur, die das Projekt im REGIONALE-Prozess begleitet.
Der Ausschuss für Wirtschaft, Mobilität und Verkehrsinfrastruktur des Kreises wird sich am 12. März mit „Go-SiW-Go“ beschäftigen. Die Verwaltung bittet um den Auftrag, über die REGIONALE Fördermittel beim Land beantragen zu dürfen. Falls diese bewilligt werden, bittet die Verwaltung um die Bereitstellung der Mittel für den aufzubringenden Eigenanteil ab dem Jahr 2026.