Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts in Siegen-Wittgenstein
Zum Kreisgeburtstag 330 „Zeitspuren“-Bände für die heimischen Schulen
In diesen Tagen erhalten alle Schulen in Siegen-Wittgenstein durchaus gewichtige Päckchen aus dem Kreishaus, sechs Kilo schwer. Der Inhalt: je drei Exemplare des Buches „Zeitspuren in Siegerland und Wittgenstein“ zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
„Ich bin mir sicher, dass dieses Buch für die nächsten Jahrzehnte das Standardwerk sein wird, wenn es um die Geschichte von Siegerland und Wittgenstein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geht“, sagt Landrat Andreas Müller. „Dieses Buch erzählt unsere Geschichte und erklärt, wer wir als Region sind und warum wir so sind, wie wir sind.“
Das ist für den Landrat auch der Grund, warum er nun allen rund 110 Schulen zwischen Burbach und Bad Berleburg je drei Exemplare der „Zeitspuren“ zur Verfügung stellt. „Das Buch kann in Bibliotheken allen Schülerinnen und Schülern zugänglich gemacht, aber auch im Unterricht eingesetzt werden“, so der Landrat. Dafür hat Dieter Pfau eine Handreichung erarbeitet, die die Schulen bereits per Mail vom Schulamt des Kreises erhalten haben.
Das Buch beschäftigt sich mit den ersten drei Jahrzehnten der beiden Kreise, die 1816/1817 unter preußischer Herrschaft gegründet worden waren. Auf der einen Seite das zuvor nassauische Siegerland, das wegen seines über Jahrhunderte entwickelten Montangewerbes vergleichsweise wohlhabend war. Auf der anderen Seite das noch weitgehend unter der Standesherrschaft zweier Fürstenhäuser stehende Wittgenstein, das noch über viele Jahrzehnte zu den ärmsten Kreisen in ganz Preußen zählte.
Neben Entwicklungen, die der Forschung bereits bekannt waren, wird eine Fülle in Vergessenheit geratener Ereignisse und Begebenheiten wieder zutage gefördert und in den Kontext der politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge gestellt. Z.B. die Entstehung eines bescheidenen Textilgewerbes in Wittgenstein und die Weiterentwicklung des Berg-, Hütten- und Hammerwesens im Siegerland. Weiter gibt das Buch z.B. Einblicke in die Begegnungen unterschiedlicher Kulturen etwa am Beispiel eines in Siegen befreiten Sklavens und der in beiden Kreisen diskriminierten Minderheiten der Jenischen und der Sinti. Außerdem geht es um die Ausdifferenzierung eines noch unter preußischer Zensur stehenden Pressewesens und dessen Bedeutung für die Verbreitung der liberalen Ideen des Vormärz oder die ersten, noch sehr ungleichen Wahlen in den 1840er Jahren, mit denen die in den Städten lebenden, wohlhabenden Männer auch in den Kreisen Siegen und Wittgenstein erste Erfahrungen mit demokratischer Teilhabe machen konnten.
„Ich bin überzeugt, dass viele Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer, in dem Buch wirklich spannende Informationen über unsere Heimat finden, von denen sie vorher noch nie gehört haben“, ist Landrat Andreas Müller sicher: „Dieter Pfau und Elisabeth Strautz haben ganz tief in den Archiven gewühlt und Dinge ausgegraben, die fast vergessen waren. Es ist wirklich spannend, sich in das Buch zu vertiefen!“
Der erste Teilband der „Zeitspuren“ zum 19. Jahrhundert trägt den Titel „An der Schwelle zur Industrialisierung 1815-1848“. Im Rahmen des aktuellen Jubiläums „50 Jahre Siegen-Wittgenstein“ soll nun auch der zweite Teilband zum 19. Jahrhundert entstehen: „Zeitspuren in Siegerland und Wittgenstein im preußischen 19. Jahrhundert. Im Industriezeitalter 1848-1914“. Der Kreistag hat die dafür notwendigen finanziellen Voraussetzungen geschaffen.
Der erste Teilband kostet 45 Euro und ist nach wie vor im Buchhandel erhältlich oder kann per E-Mail an „info@zeitspuren-siwi.de“ bestellt werden. Alle Informationen zu dem Projekt gibt es unter „www.zeitspuren-siwi-2.de“. Dort können auch mehr als 150 im Buch abgedruckte Karten und Illustrationen mit zwei Klicks aufgerufen, am Bildschirm vergrößert und in hoher Auflösung angesehen werden.
Der zweite Teilband zum 19. Jahrhundert soll vor Weihnachten 2026 in den Buchhandel kommen.