Bewegende Holocaust-Ausstellung
„Tage jenseits der Zeit“ im Aktiven Museum
„Days beyond time“ – „Tage jenseits der Zeit“ ist der Titel einer Ausstellung, die noch bis Ende September im Aktiven Museum Südwestfalen in Siegen zu sehen ist. Junge israelische Künstler haben Holocaust-Überlebende aus dem Ghetto Theresienstadt getroffen, ihre Berichte gehört und diese in Kunstwerke transformiert.
Hier geht es zur Ausstellungsbroschüre.
Die Ausstellungseröffnung
Am 9. Juni wurde die Ausstellung offiziell eröffnet. Anwesend waren auch die beiden "Creator" Maya und Gal Rave, Kurator Yosef Veissid sowie Tamardalia Kinberg von der Forschungs- und Bildungseinrichtung Beit Theresienstadt.
Die vollständige Pressemitteilung zur Ausstellungseröffnung lesen Sie hier.
Die Ausstellung war zuletzt in Genf zu sehen, präsentiert von der EU, den Vereinten Nationen und dem Jüdischen Weltkongress. „Dass sie jetzt in Siegen zu sehen ist, verdanken wir unseren Freunden in Emek Hefer“, erläutert Landrat Andreas Müller. Die Ausstellung wurde von Maya und Gal Rave konzipiert und von Yossi Veissid kuratiert. Die Forschungs- und Bildungseinrichtung Beit Theresienstadt hat das Projekt umgesetzt. Beit Theresienstadt liegt in Emek Hefer. So ist es dazu gekommen, dass die Ausstellung nun im Rahmen des 50-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen Siegen-Wittgenstein und Emek Hefer in Siegen ausgestellt wird.
Die Ausstellung besteht aus Bildern, Skulpturen und kurzen Videos mit Berichten – „Zeugnissen“ – von Überlebenden des Ghettos Theresienstadt. Zu jedem Zeugnis gibt es ein weiteres Video, das die Umsetzung dieses Berichtes durch den jeweiligen Künstler in sein Kunstwerk zeigt. Zwischen den Videoscreens in den Ausstellungsräumen sind Zeichnungen von Künstlern aus dem Ghetto Theresienstadt, die dort im Ghetto entstanden sind, zu sehen. Diese korrespondieren mit den zeitgenössischen Kunstwerken, die jetzt neu geschaffen wurden.
Maya und Gal Rave: Wie kann Erinnerung an Holocaust Kindern von morgen zugänglich gemacht werden?
„Holocaust und Trauer sind stark präsent in der israelischen Kultur. Wir wissen, dass wir verpflichtet sind, die Toten für alle Zeit zu ehren, um zu erinnern und nicht zu vergessen. Doch in den letzten Jahren ist etwas mit der Erinnerung an den Holocaust geschehen“, sagen die Erschaffer der Ausstellung Maya und Gal Rave: „Das langsame aber reale Dahinscheiden der Holocaust-Überlebenden stellt unsere Verpflichtung zu erinnern, in ein anderes Licht: Wie kann die Geschichte des Zweiten Weltkriegs den Kindern von morgen zugänglich gemacht werden?“, fragen sie. Und sie kommen zu dem Ergebnis: Die Erinnerung an das Grauen des Holocaust kann man nicht nur allein durch die Vermittlung von Fakten transportieren. Vielmehr müsse dies „durch eine Verbindung der Zeugnisse der Überlebenden mit Kultur und Kunst erreicht werden. So wird eine Kontinuität geschaffen. Das Kunstwerk ist in der Lage, in die Tiefen der Seele einzudringen, das Zeugnis, den traumatischen Moment aufzunehmen und ihn umzuwandeln, ihm eine visuelle Übersetzung zu geben und dadurch Leben zu schaffen“, betonen die Ausstellungsmacher.
Junge Israelische Künster der dritten Generation treffen Holocaust-Überlebende
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler sind: Amit Cabessa, Geva Alon, Milly Barzellai, Shahar Sivan, Amir Shefet, Izabella Volovnik, Iddo Markus, Eran Webber, Rotem Amizur, Anat Or Magal, Moran Zilberberg, Aya Steigman und Noa Zamir.
„Die Künstler, die an dieser Ausstellung teilnehmen, gehören einer Generation an, der es ganz selbstverständlich erlaubt ist, zu sprechen, zu weinen“, sagt der Kurator der Ausstellung, Yossi Veissid: „Ihre Kunstwerke entsprechen den Zeugnissen, reagieren auf sie, schreien und zittern mit ihnen. Ihre Transformation der Geschichte macht sie präsenter, realer. Die Kunst enteignet nicht die Worte der Sprecher, sie dient als Resonanzkörper, als Ort des Zeugnisses.“
Landrat Andreas Müller: Kunstwerke schaffen emotionale Zugänge
Auch Landrat Andreas Müller ist von dieser Herangehensweise bewegt: „Der Ansatz, die Berichte der Überlebenden in Kunst zu transformieren, ist nicht nur kreativ, sondern auch berührend – im wahrsten Sinne des Wortes“, betont Müller: „Die Kunstwerke regen an und bewegen. Sie schaffen emotionale Zugänge zu dem, was die Menschen im Ghetto Theresienstadt erlebt haben. Insbesondere machen sie deutlich, was vielen Menschen die Kraft gegeben hat, inmitten von Leid, Verzweiflung, Verlust und Trauer weiterzumachen. Damit möchten die Künstlerinnen und Künstler die Hoffnung auf eine bessere Zukunft auch in unsere Herzen pflanzen“, so Müller.
Dr. Jens Aspelmeier: Zukunft der Erinnerung braucht Intimität
Für das Aktive Museum ist die Vermittlungsebene der Ausstellung zukunftweisend: „Die Zukunft der Erinnerung braucht Intimität in der Begegnung mit der unvorstellbaren Geschichte des Holocaust. Die Ausstellung schafft mit der ästhetischen Fokussierung diese Nähe zu menschlichen Schicksalen, die nachhaltig berühren und gleichzeitig wichtige Fragen aufwerfen. Fragen an die Geschichte, die jede Generation für sich neu ausbuchstabieren muss. Nur so bleibt die Erinnerung lebendig“, so Dr. Jens Aspelmeier, Vorstandsmitglied des Aktiven Museums Südwestfalen e.V.
Öffnungszeiten
Die Ausstellung kann zu den regulären Öffnungszeiten des Aktiven Museums Südwestfalen, dienstags und sonntags von 15:00 bis 18:00 Uhr, besucht werden. „Days beyond time“ ist bis Ende September in Siegen zu sehen.
Schulklassen, Studierendengruppen oder Vereine etc. können individuelle Besuchstermine vereinbaren. Dafür wenden Sie sich per Mail an siegen-ams@t-online.de.
Weitere Informationen zur Ausstellung gibt es unter www.aktives-museum-suedwestfalen.de.