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Datum: 18.11.2015

Bewegende Einblicke einer Zeitzeugin des Dritten Reiches
Alisa Tennenbaum berichtet Realschülern und Auszubildenden

„Jeder Mensch hat Gefühle. Wir sind alle gleich“, unterstrich Alisa Tennenbaum am Ende ihres emotionalen Vortrags im Kulturhaus Lÿz in Siegen. Die jüdische Zeitzeugin und Überlebende der Nazi-Barbarei des Dritten Reiches berichtete einer Gruppe von Jugendlichen aus ihrem Leben.

„Jeder Mensch hat Gefühle. Wir sind alle gleich“, unterstrich Alisa Tennenbaum am Ende ihres emotionalen Vortrags im Kulturhaus Lÿz in Siegen. Die jüdische Zeitzeugin und Überlebende der Nazi-Barbarei des Dritten Reiches berichtete einer Gruppe von Jugendlichen aus ihrem bewegten und bewegenden Leben. Insgesamt rund 75 Siebtklässler der Realschule Wilnsdorf und zwölf Auszubildende der Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein waren mit dabei. Der Kreisverband des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge hatte zu diesem Studientag eingeladen.

Ausdrucksstark, eloquent und hautnah schilderte Tennenbaum ihre Erfahrungen aus einem Kapitel der europäischen Geschichte, das ihre jungen Zuhörer bisher vor allem aus Geschichtsbüchern und dem Schulunterricht kannten. Im September 1929 geboren, verbrachte sie ihre frühe Kindheit in Wien. Zunächst habe sie sich aufgrund ihrer Religion nicht wirklich schlecht behandelt gefühlt: „Das Wort Antisemitismus kannte ich gar nicht“, verdeutlichte sie den Teilnehmern des Studientages. Wohl aber habe sie auch damals schon erkannt, „dass es Menschen gibt, die uns Juden nicht mögen.“

Mit den Ereignissen in der Pogromnacht 1938 begann für Alisa Tennenbaum und ihre Familien eine Zeit voller Angst, Ungewissheit und Leid. Der Vater kam ins Konzentrationslager Dachau, die Mutter nach Ravensbrück. Die Schwester konnte nach Palästina auswandern. Die kleine Alisa hingegen, zu diesem Zeitpunkt gerade einmal neun Jahre alt, war einer von insgesamt 10.000 jungen Menschen, die der sogenannte Kindertransport nach Großbritannien brachte. Ohne ihre Familie an der Seite und ohne ein einziges Wort Englisch zu sprechen, setzte sich das Mädchen in den Fernzug nach Newcastle.

Nachdem Alisa Tennenbaum dort jahrelang in einem Kinderheim lebte und ihre Verwandten nicht sehen konnte, führte das Schicksal die Familie nach dem Krieg schließlich doch noch zusammen – ein großes Glück und beinahe ein Wunder, wie die Referentin den Jugendlichen im Kulturhaus Lÿz verdeutlichte: „Meinem Vater war es gelungen, Dachau zu verlassen und nach England auszuwandern. Und auch meine Mutter hat das Naziregime überlebt.“

Nach dem Krieg zog die heute 86-Jährige mit ihren Eltern zur Schwester nach Israel. Sie führt dort bis heute ein glückliches Leben mit ihren Kindern, Enkeln und Urenkeln. An die aufmerksam ihrem Vortrag folgenden Zuhörer richtete Tennenbaum den Appell, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und sich für Respekt und Toleranz einzusetzen, „damit so etwas wie damals nie wieder passiert.“