Nach über vier Jahrzehnten im Schuldienst:
Schulamtsdirektor Volker Reichel in den Ruhestand verabschiedet
Nach fast 43 Jahren im Schuldienst und 16 Jahren im Schulamt des Kreises Siegen-Wittgenstein wurde Schulamtsdirektor Volker Reichel jetzt in den Ruhestand verabschiedet.
Nach fast 43 Jahren im Schuldienst und 16 Jahren im Schulamt des Kreises Siegen-Wittgenstein wurde Schulamtsdirektor Volker Reichel jetzt in den Ruhestand verabschiedet. Regierungsschuldirektorin Elisabeth Hein-Schmidt von der Bezirksregierung in Arnsberg überreichte ihm die entsprechende Urkunde. Bei der Verabschiedung waren auch Landrat Andreas Müller und zahlreiche Kollegen aus dem Schulamt mit dabei.
Rasante Veränderung der Schullandschaft
„In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Grundschullandschaft in Siegen-Wittgenstein sehr verändert“, bilanziert Reichel: „Sie war vor allem vom enormen Rückgang der Schülerzahlen geprägt – mit all den Eruptionen, Emotionen und Diskussionen.“ Gab es 2004 in Siegen-Wittgenstein noch rund 13.000 Grundschüler, sind es heute nur noch 9.000. Die Zahl der eigenständigen Grundschulen ist im gleichen Zeitraum von 75 auf 54 zurückgegangen. „Jeder dieser Prozesse, etwa bei der Gründung von Schulverbünden, ging ans Eingemachte“, erinnert sich Reichel. Aktuell stabilisiere sich die Zahl der Grundschüler und steigt mancherorts sogar wieder an, was auch an den sogenannten „Seiteneinsteigern“ liegt, also an Kindern, die mit ihren Eltern als Flüchtlinge bzw. Zuwanderer zu uns gekommen sind.
Volker Reichel war für die Grundschulen in Burbach, Hilchenbach, Kreuztal, Neunkirchen, Wilndsdorf und in Teilen von Siegen zuständig. Darüber hinaus betreute er den Sachunterricht und die MINT-Förderung, ein Aushängeschild des Kreises Siegen-Wittgenstein. Zudem war er Sprecher der Schulräte und für Stellenangelegenheiten sowie den Lenkungskreis des Bildungsnetzwerkes verantwortlich.
Mit 21 in den Schuldienst eingetreten
Reichel hat ab 1959 die Volksschule in Haigerseelbach besucht und 1971 in Dillenburg Abitur gemacht. Anschließend studierte er an der damaligen Gesamthochschule Siegen Pädagogische Studiengänge. Danach besuchte er das Bezirksseminar Olpe-Sondern.
Am 1. Dezember 1974 trat er als Lehramtsanwärter – gerade einmal 21 Jahre jung – an der Gemeinschaftshauptschule in Olpe in den Schuldienst ein. Dort war er bis 1995 tätig – zuletzt als Zweiter Konrektor. Im Dezember 1995 nahm er die Dienstgeschäfte des Schulleiters der Gemeinschaftsgrundschule Grevenbrück auf und wurde im August 1996 zum Rektor der Schule befördert.
Zum 30. März 2001 wurde Volker Reichel schließlich mit der Wahrnehmung der Aufgaben eines Schulaufsichtsbeamten im Schulamt für den Kreis Siegen-Wittgenstein betraut.
Mit "professioneller Gelassenheit" auf Veränderungen reagieren
Wenn Reichel auf die über vier Jahrzehnte im Schuldienst zurückblickt, stellt er fest, dass eine Konstante der Wechsel war. Immer wenn sich die politischen Farben auf Landesebene änderten, wurden auch neue Bildungsziele vorgegeben. „Seit den 70er Jahren haben sich die bildungspolitischen Ideale rasant verändert. Es gab die ersten zaghaften Versuche der Gruppenarbeit – weg vom Frontalunterricht – bis hin zur totalen Öffnung“, stellt Reichel fest. Und auch nach dem jüngsten Regierungswechsel zeichnen sich wieder Veränderungen ab: Im Bereich der Inklusion setzt die neue Landesregierung wieder stark auf den Erhalt von Förderschulen. „Ich habe gelernt, dass es am besten ist, all diese Veränderungen mit ‚professioneller Gelassenheit‘ zu betrachten“, sagt Reichel mit einem Schmunzeln.
Was die Arbeit in all den Jahren immer wieder reizvoll gemacht hat? „Zunächst einmal die Lösung von kniffligen Aufgaben, wie z.B. den Einsatz von mehr als 700 Lehrkräften so zu planen, dass mehr als 9.000 Kinder am ersten Schultag den Unterricht bekommen, der ihnen zusteht“, sagt Volker Reichel: „Oder der beratende Dialog mit Schulen, um die Weiterentwicklung der schulischen Qualität anzustoßen und zu begleiten. Oder die Beratung mit Schulträgern und politischen Gremien bei dem Ringen um Lösungen zur Gestaltung der kommunalen Schullandschaft.“ Und immer wieder die Begegnung mit Lehrkräften, Schulleitungen oder Eltern, die mit ihren schulischen Problemen und Fragen den Weg ins Schulamt suchten. „Wenn da die gemeinsame Suche nach Lösungen zu einem Erfolg geführt hat, war es das Salz in der Suppe“, sagt Reichel.
Familie, Segelboot und Wohnmobil warten
Künftige Veränderungen kann er nun als Beobachter aus dem Ruhestand verfolgen. Langweilig wird es ihm aber ohnehin nicht werden: Er hat ein kleines Segelboot und ein Wohnmobil mit denen er und seine Frau gemeinsam unterwegs sein werden. Zudem werden ihn die vier Enkelkinder auf Trapp halten: „Außerdem habe ich gerade einen neuen Hund bekommen – und auch der wird in nächster Zeit viel Aufmerksamkeit verlangen und bekommen“, verspricht Reichel.