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Datum: 05.06.2025

„Wie finde ich die Hilfe, die ich aktuell benötige?“
Kreis will mit KI-basierter Plattform passgenaue Unterstützungssuche vereinfachen

„Wo bekomme ich passgenau die Hilfe, die ich jetzt gerade aktuell benötige?“ Diese Frage ist für viele Menschen in Siegen-Wittgenstein eine echte Herausforderung. Das wurde im Rahmen der Sozialraumkonferenzen des Kreises Siegen-Wittgenstein deutlich. Deshalb möchte Landrat Andreas Müller jetzt eine digitale Plattform entwickeln, die einen barrierearmen und niedrigschwelligen Zugang zu den sozialen Hilfen im Kreisgebiet ermöglicht.

„Die soziale Hilfelandschaft ist in den vergangenen Jahren stark ausdifferenziert worden – und das ist grundsätzlich eine gute Entwicklung. Gleichzeitig macht diese Vielfalt es für viele Menschen kompliziert, den Überblick zu behalten. Besonders in Krisensituationen fällt es Betroffenen oft schwer, den richtigen Zugang zu finden. Aber auch professionelle Fachkräfte wissen außerhalb ihres eigenen Zuständigkeitsbereichs nicht immer sicher, wohin sie verweisen können“, sagt Thomas Wüst, Sozialdezernent des Kreises: „In der Konsequenz erhalten Bürgerinnen und Bürger Informationen oder konkrete Hilfen in zu vielen Fällen nur mit Verzögerung oder unter Umständen auch gar nicht. Sie haben oft einfach nicht die Möglichkeiten, die unterschiedlichen Hilfesysteme zu überblicken und zu durchschauen.“ Die Bekanntheit und Vernetzung von Angeboten lasse sich mit klassischen Informationsangeboten wie Flyern oder Webseiten nicht signifikant verbessern, ist der Sozialdezernent überzeugt.

Hier möchte Landrat Andreas Müller ansetzen und einen neuen digitalen und KI-basierten Zugangsweg entwickeln: „Über eine einfach nutzbare Website – später auch per App – können Bürgerinnen und Bürger ihr Anliegen eingeben. Eine Künstliche Intelligenz hilft dabei, das Anliegen zu verstehen und verweist auf passende Hilfsangebote in unseren elf Städte und Gemeinden. Das System ersetzt keine Beratung, aber es sorgt dafür, dass Menschen schneller wissen, an wen sie sich wenden können - auch bei komplexen Problemlagen“, so der Landrat.

Ziel ist eine intuitiv zu bedienende, digitale Plattform mit KI-Sprachmodell, das individuelle Anliegen analysiert, Bedarfe erkennt und gezielt an passende Angebote verweist. Die Informationsbasis wird fortlaufend durch eigenständige Online-Recherche aktualisiert und die KI lernt aus ihren Ergebnissen. Das KI-Modell wird primär mit öffentlich zugänglichen Daten lokaler Hilfsangebote trainiert. Durch maschinelles Lernen passt es sich fortlaufend an Nutzeranfragen an.
Der KI-Agent übernimmt keine Beratung, sondern verweist gezielt auf Anlaufstellen und Ansprechpartner. Er greift dabei auf eine grobe Strukturierung zurück, um Ergebnisse auf den Kreis Siegen-Wittgenstein eingrenzen zu können. Alle weiteren Informationen sucht der KI-Agent selbstständig im Internet.
Das System kann die persönliche Situation und das Anliegen der hilfesuchenden Person erfassen – auch unter Berücksichtigung des jeweiligen Kontexts. Falls etwas unklar bleibt, stellt der KI-Agent gezielte Rückfragen. So kann es den Unterstützungsbedarf erkennen und insbesondere bei komplexen Mehrfachproblemen die unterschiedlichen Teilaspekte herausarbeiten. Anschließend verweist das System gezielt an verschiedene Stellen, zum Beispiel: „Für die Schuldnerberatung wenden Sie sich bitte an diese Kontaktperson, für die Erziehungsberatung an jene, und das Thema Pflege Ihrer Mutter besprechen Sie am besten mit [Name, Telefonnummer]“.

Bei der technischen Umsetzung werden Datenschutzvorgaben konsequent berücksichtigt.

Obwohl es sich primär um ein internetbasiertes Angebot handelt, soll das aus Sicht des Landrates nicht der einzige Zugangsweg sein: „Wer unsicher im Umgang mit digitalen Angeboten ist, kann zusätzlich per Telefon oder Messenger Unterstützung erhalten. Unser Ziel ist: Hilfe auf kurzem Weg, verständlich, barrierearm und für alle erreichbar“, so Andreas Müller. Deshalb soll auch ein Call-Center eingebunden werden, um eine „rund-um-die-Uhr“-Erreichbarkeit zu gewährleisten.

Das ZPE (Zentrum für Planung und Entwicklung) der Uni Siegen soll im Rahmen des Projekts FUSION den gesamten Entwicklungs- und Implementierungsprozess des neuen Angebotes begleiten.
Der Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Bevölkerungsschutz des Kreises wird sich am 18. Juni erstmals mit dem Projekt beschäftigen. Der Landrat bitte um Zustimmung, um dem Kreistag im nächsten Schritt einem Umsetzungsvorschlag inklusive Finanzierungsplan vorzulegen.