Südwestfälischer Vergleichsring zeigt:
Kosten des Kreisjugendamtes unter dem Durchschnitt / Höchste Betreuungsquote in den fünf Kreisen
Die Kosten des Kreisjugendamtes Siegen-Wittgenstein liegen sowohl bei den stationären Hilfen als auch beim Gesamtaufwand (je 1.000 Jugendliche unter 21 Jahren) unter dem Durchschnittswert der Kreisjugendämter in Südwestfalen. Die Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum von 2024 bis April 2025.
Ist das Kreisjugendamt (zu) teuer? Diese Frage wird in den Gremien des Kreises immer wieder diskutiert. Um das künftig auf einer noch besseren Faktenbasis tun zu können, hat der Kreistag den Landrat beauftragt, einen Vergleichsring mit den vier anderen Kreisen in Südwestfalen zu etablieren. So sollen aussagekräftige Vergleichszahlen erhoben werden, die es ermöglichen, die Kostenentwicklung der Kreisjugendämter miteinander zu vergleichen.
Jetzt liegen erste Zahlen vor, die deutlich machen: Die Kosten des Kreisjugendamtes Siegen-Wittgenstein liegen sowohl bei den stationären Hilfen als auch beim Gesamtaufwand (je 1.000 Jugendliche unter 21 Jahren) unter dem Durchschnittswert der Kreisjugendämter in Südwestfalen. Die Zahlen beziehen sich auf den Zeitraum von 2024 bis April 2025.
„Natürlich geben wir in absoluten Zahlen sehr viel Geld für unsere Kinder und Jugendlichen aus“, bestätigt Landrat Andreas Müller: „Aber die Frage, ob unser Kreisjugendamt ‚zu‘ teuer ist, kann man nach dem Ergebnis des Vergleichsringes mit einem eindeutigen ‚nein‘ beantworten“, so Müller. „Unabhängig davon ist jeder Euro, den wir mit unserem Jugendamt ausgeben, eine Investition in die Zukunft künftiger Generationen.“
Die Ergebnisse des südwestfälischen Vergleichsrings decken sich auch mit den Befunden der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik des Forschungsverbundes Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund. Diese veröffentlicht jedes Jahr Zahlen zur Inanspruchnahme und den Ausgaben der Hilfen zur Erziehung (HzE) in ganz NRW. Der aktuellste Bericht hatte bereits aufgezeigt, dass die Pro-Kopf-Ausgaben des Jugendamtes des Kreises Siegen-Wittgenstein sowohl unter dem Durchschnitt als auch unter dem Median der vergleichbaren Jugendämter liegen.
Der südwestfälische Vergleichsring macht aber auch etwas Weiteres deutlich: „Der Kreis Siegen-Wittgenstein ist spitze bei der Kindertagesbetreuung!“, so der Landrat: „Wir haben die höchste Betreuungsquote in ganz Südwestfalen! Im Bereich der über Dreijährigen liegt die Quote 3,2 Prozentpunkte über dem südwestfälischen Durchschnitt – ein starkes Zeichen für Familienfreundlichkeit und Verlässlichkeit und ein klarer Beleg dafür, dass wir den Rechtsanspruch auf Betreuung nicht nur erfüllen, sondern aktiv übertreffen“, betont Andreas Müller: „Damit halten wir unser politisches Versprechen, ausreichend wohnortnahe Plätze bereitzustellen, und setzen Maßstäbe für eine zukunftsorientierte Betreuungspolitik.“
Auch bei den unter Dreijährigen liegt die Betreuungsquote mit 2,0 Prozentpunkten über dem Mittelwert, was das Engagement des Kreises zusätzlich unterstreicht. „Dass rund 58 Prozent des Jugendamtsbudgets in die Kindertagesbetreuung fließen, zeigt: Wir investieren gezielt und mit Nachdruck in die frühkindliche Bildung – und damit in die Zukunft unserer jungen Generation“, so der Landrat.
„Kostenunterschiede in den fünf südwestfälischen Kreisen haben aber nicht automatisch etwas mit unterschiedlicher Effizienz zu tun“, sagt Kreisjugenddezernent Thomas Wüst: „Sie können auch die Folge unterschiedlicher strategischer Ausrichtungen oder organisatorischer Rahmenbedingungen sein.“
Auch wenn die Gesamtaufwendungen des Kreisjugendamtes unter dem südwestfälischen Durchschnitt liegen, sieht Thomas Wüst Bereiche, in denen es sich lohnt, genauer hinzuschauen – zum Beispiel bei der ambulanten Eingliederungshilfe gem. § 35a SGB VIII („Hilfen für Kinder und Jugendliche mit seelischer Behinderung): Hier weist der Kreis Siegen-Wittgenstein mit 513 Fällen den höchsten Wert innerhalb des Vergleichsrings auf. Das heißt, dass im Jahr 2024 bei uns im Vergleich zum gebildeten Mittelwert nahezu doppelt so viele Hilfen in diesem Bereich bewilligt waren. Darüber hinaus ist bei uns auch die Laufzeit der Hilfen im Vergleich mit den anderen Jugendämtern rund sieben Monate länger.
Genau in dem Bereich der Eingliederungshilfe hat der Kreis in den letzten beiden Jahren mit Steuerungsbemühungen begonnen, die aus Sicht von Thomas Wüst auch zwingend fortgesetzt werden müssen: „Dazu gehören die Gründung eines Arbeitskreises zur Entwicklung von Poolmodellen und zur Erhöhung der Qualität von Eingliederungshilfen, Fort- und Weiterbildungen für die Fachkräfte, aber auch interne Umstrukturierungen. Durch die Einbindung des neu eingerichteten Fachcontrollings werden die Abweichungen von den Durchschnittswerten erneut analysiert, ausgewertet und Steuerungsempfehlungen abgeleitet.“
„Die Erkenntnisse des Vergleichsrings liefern für uns einen wertvollen Beitrag, um einzuordnen, wo wir mit unserem Jugendamt stehen und welche Erfordernisse zum um- oder nachsteuern es gibt“, betont Andreas Müller: „Auch wenn die jetzt vorliegenden Ergebnisse für uns sehr positiv sind, wird der Vergleichsring in den nächsten Jahren fortgesetzt werden.“