Gegen soziale Ungleichheit
Integrierte Teilhabe- und Pflegeplanung für Siegen-Wittgenstein
Gemeinsam mit den Kommunen, Trägern und Betroffenen sollen die Hilfebedarfe vor Ort eruiert und individuelle Handlungsansätze erarbeitet werden.
Wie können Teilhabechancen verbessert und gleichwertige Lebensbedingungen für alle Menschen in der Region Siegen-Wittgenstein geschaffen werden? Welche Unterstützungsangebote gibt es schon und wie kann der Zugang zu diesen Angeboten vereinfacht werden? Um diese und weitere Fragen ging es bei der Auftaktveranstaltung „Integrierte Teilhabe- und Pflegeplanung (i-TP.siwi)“, zu der der Kreis Siegen-Wittgenstein eingeladen hatte. Teilgenommen haben unter anderem Vertreter der Kreisverwaltung, der kreisangehörigen Kommunen, der Universität Siegen und der regionalen Sozialträger und Beratungsstellen.
Allen Menschen soziale und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen
„Jeder Mensch wird zur Teilhabe am Leben geboren. Aber nicht jeder Mensch hat die gleichen Voraussetzungen, diese auch wahrzunehmen“, sagt Landrat Andreas Müller. „Mir ist es ein besonderes Anliegen, allen Menschen soziale und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen – unabhängig von ihrer persönlichen Situation. Es gibt viele Herausforderungen, mit denen Einzelpersonen oder Familien zu kämpfen haben. Insbesondere jetzt nach drei Jahren Corona-Pandemie und mitten im Ukraine-Krieg. Gemeinsam möchten wir für diese Menschen Unterstützungskonzepte in ihrem Sozialraum entwickeln.“ An dieser Stelle soll die integrierte Teilhabe- und Pflegeplanung für Siegen-Wittgenstein ansetzen.
Konkrete Hilfebedarfe vor Ort erfassen
Die Entwicklung einer integrierten Teilhabe- und Pflegeplanung für Siegen-Wittgenstein geht auf Beschlüsse des Sozialausschusses und des Kreistags zurück. In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Planung und Entwicklung Sozialer Dienste (ZPE) der Universität Siegen wurden zwei Jahre lang die Bereiche der Hilfen für Menschen mit Beeinträchtigungen, der Pflege und der Gemeindepsychiatrie untersucht. Dabei herausgekommen sind zahlreiche Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen. „Mit diesen haben wir uns in den letzten Jahren intensiv beschäftigt. Etliche Punkte wurden bereits umgesetzt und wieder andere sollen jetzt angegangen werden. Viele davon betreffen primär uns als Region insgesamt. Daher möchten wir bestehende Kompetenzen bündeln. Denn Sozialplanung bedeutet vor allem Netzwerkarbeit“, so Landrat Müller.
Gemeinsam mit den Kommunen, Trägern und Betroffenen sollen die Hilfebedarfe vor Ort eruiert und individuelle Handlungsansätze erarbeitet werden. Konkret geht es darum herauszufinden, wo die unterstützungsbedürftigen Menschen leben, welche persönlichen und äußeren Umständen sie beschäftigen und welche Hilfsmaßnahmen in ihrem direkten sozialen Umfeld platziert werden können. Hier unterstützt die kommunale Statistikstelle für den Kreis Siegen-Wittgenstein, im Rahmen einer Sozialberichterstattung, mit deren Hilfe genaue Daten z.B. zur Altersstruktur oder dem Pflegebedarf innerhalb der einzelnen Kommunen erfasst und dargestellt werden können.
Beteiligung der hilfesuchenden Menschen
Innerhalb der kreisangehörigen Kommunen werden Planungsraumkonferenzen stattfinden, um mit den örtlichen Akteuren als Experten vor Ort ein genaues Bild über die regionalen Herausforderungen aber auch die vorhandenen Ressourcen zu bekommen. Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Beteiligung der hilfesuchenden Menschen gelegt werden.
„Im Kreis gibt es schon ein breit gefächertes Angebot an Unterstützungsleistungen. Vielmehr fehlt es zum Teil an einfacheren Zugangsmöglichkeiten für die Menschen. Auch ist nicht allen sozialen Akteuren gleichermaßen bekannt, an welchen Stellen bereits welche Leistungen angeboten werden. Als Kreis möchten wir eine koordinierende Rolle bei der Vernetzung zwischen den verschiedenen Hilfesystemen übernehmen“, sagt Thomas Wüst, Sozialdezernent des Kreises.
Um künftig die Sozial- und Fachplanung im Kreis zu unterstützen, wird zudem ein Planungsbeirat ins Leben gerufen. Neben den Kommunen wird auch die Universität Siegen im Rahmen des Projektes „FUSION“ weiter an der integrierten Teilhabe- und Pflegeplanung im Kreis beteiligt sein.