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Datum: 27.03.2025

Gemeinsam für mehr Opferschutz
25 Jahre Runder Tisch gegen Gewalt in Siegen-Wittgenstein

Gemeinsames Ziel ist die Verbesserung des Opferschutzes durch die fachbezogene Zusammenarbeit und die Vernetzung der Hilfsangebote. 

„Seit 25 Jahren setzen sich die Mitglieder des Netzwerkes gemeinsam gegen Gewalt und für mehr Opferschutz ein“, sagt Martina Böttcher, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Siegen-Wittgenstein und Koordinatorin des Runden Tisches gegen Gewalt.

Die Netzwerkmitglieder kommen aus den verschiedensten Bereichen wie Jugend- und Familienhilfe, Frauenhaus, Polizei, Justiz, Gleichstellung sowie den Beratungsstellen der Kirchen, Institutionen, Vereine und Verbände. Gemeinsames Ziel ist die Verbesserung des Opferschutzes durch die fachbezogene Zusammenarbeit und die Vernetzung der Hilfsangebote.

„Die Gewalt gegen Frauen nimmt in Deutschland weiter zu. Ob Hass im Netz, Sexualdelikte oder häusliche Gewalt: Die Straftaten gegen Frauen und Mädchen steigen in allen Bereichen“, sagt Landrat Andreas Müller. „Die Arbeit des Runden Tisches gegen Gewalt ist enorm wichtig, um die Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren und den Betroffenen schnelle und unbürokratische Hilfe zu ermöglichen.“

Über die Jahre hinweg hat der Runde Tisch gegen Gewalt zahlreiche Veranstaltungen, Workshops, Ausstellungen, Vorträge und Fachfortbildungen organisiert und Projekte auf den Weg gebracht. Dabei wurden die unterschiedlichsten Themen wie z.B. Zwangsheirat, Stalking, KO-Tropfen, sexueller Missbrauch in Kindheit und Jugend, digitale Gewalt, Umgangsrecht bei häuslicher Gewalt oder Stadtteile ohne Partnerschaftsgewalt aufgearbeitet.

Beim Vortrag „Echte Männer reden“ ging es um Prävention durch Jungen- und Männerarbeit. Der Fachtag „Kinder als Opfer und Zeugen häuslicher Gewalt“ wurde aufgrund des großen Interesses zweimal wiederholt. Auch Ausstellungen wurden für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt. So zum Beispiel die Ausstellung „Angst trifft Mut“, die Geschichten von 12 Frauen und ihrem Leben mit Gewalt erzählt hat.

Seit Ende letzten Jahres hat in Zusammenarbeit mit dem Zonta Club Siegen Area im Foyer des Kreishauses in Siegen eine orangene Bank mit der Aufschrift „Kein Platz für Gewalt gegen Frauen und Mädchen“ ihren Platz gefunden. Sie soll ein klares Zeichen gegen Gewalt und für ein gewaltfreies, selbstbestimmtes Leben setzen. Auf der Bank ist ein QR-Code angebracht, der auf das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ verweist.

„Einen Schwerpunkt der Arbeit nimmt die sogenannte häusliche Gewalt ein, denn die größte Gefahr denen Frauen und Kinder ausgesetzt sind, findet im eigenen Zuhause in Partnerschaft und Familie statt“, sagt Martina Böttcher.

Ein besonderes Erfolgsprojekt ist daher die Broschüre ,Hilfen bei häuslicher Gewalt'. Sie bündelt Hilfsangebote und informiert unter anderem über das Gewaltschutzgesetz, anonyme Spurensicherung nach einem sexualisierten Übergriff und psychosoziale Prozessbegleitung. Außerdem zeigt sie auf, auf welche Weise die Polizei Schutz bietet, wo die Opfer Unterstützung und Beratung finden oder welche präventiven Beratungsangebote es gibt, z.B. im Bereich der Täterarbeit. Die Broschüre kann unter www.siegen-wittgenstein.de/gegengewalt heruntergeladen werden.

„Viele dieser Themen berühren einen natürlich emotional und machen einen sehr betroffen“, sagt Martina Böttcher. „Das darf aber nicht dazu führen, dass es einen lähmt. Es lohnt sich, einen langen Atem zu haben und am Ball zu bleiben.“

Ende März wird Martina Böttcher in Rente gehen und damit auch die Koordination des Runden Tisches gegen Gewalt in die Hände einer Nachfolgerin legen. „Ich bin dankbar, dass wir zu einem echten Team zusammengewachsen sind und gemeinsam schon so vieles anstoßen konnten“, sagt sie. „Aber es gibt auch noch viel zu tun. Schaut man auf aktuelle Statistiken und das Weltgeschehen ist es jetzt wichtiger denn je, sich gemeinsam gegen Gewalt und für Demokratie und Selbstbestimmung stark zu machen.“