Schon 13 junge Männer aufgenommen
Projekt für unbegleitete Flüchtlinge läuft gut an
Im vergangenen November veranstaltete der Kreis Siegen-Wittgenstein erstmalig einen Informationsabend für alle, die sich für die Aufnahme eines unbegleiteten minderjährigen Flüchtlings interessierten. Die Veranstaltung stieß auf eine überwältigende Resonanz. Seitdem ist viel passiert. Mittlerweile leben 13 junge Männer in Gastfamilien. Derzeit laufen weitere Gespräche mit Gasteltern, um herauszufinden, welche Familien und Jugendlichen gut zusammenpassen.
„Es ist schön zu sehen, wie positiv die ersten Wochen für alle Beteiligten verlaufen sind. Die Jugendlichen sind super angekommen und blühen in den Familien regelrecht auf. Sie genießen die Unterstützung, die besondere Aufmerksamkeit und das große Interesse, mit denen die Gasteltern ihnen begegnen“, erklärt Jennifer Schulze vom Fachservice Jugend und Familie des Kreises. „Ebenso hören wir beinahe jeden Tag Berichte der Gasteltern. Hier gibt es alltägliche Herausforderungen zu meistern, aber sie berichten auch von der Bereicherung, die sie persönlich erleben. Es ist einfach toll, dass wir so gut gestartet sind und beide Seiten das Projekt so positiv erleben.“
Dabei gestaltet sich jedes Gastelternverhältnis individuell. Der Kreis Siegen-Wittgenstein macht bisher die Erfahrung, dass die Jugendlichen sehr motiviert sind, sich zu integrieren, großes Interesse an der deutschen Kultur und Sprache zeigen und sich innerhalb der Familien äußerst höflich, zuvorkommend und offen verhalten.
„Uns ist bewusst, dass nach einer ersten Phase der Anpassung bestimmt auch der ‚ganz normale Wahnsinn‘ mit Jugendlichen eintritt“, so Thomas Wüst vom Fachservice Jugend und Familie. Schließlich seien bei den jungen Flüchtlingen nicht nur die besonderen Erlebnisse im Zusammenhang mit ihrer Herkunft und ihrem auf der Flucht Erlebten zu berücksichtigen, ergänzt er: „Es handelt sich auch einfach um pubertierende Jugendliche. Es wird daher sicher bei dem einen oder anderen auch zu anspruchsvollen Situationen kommen. Auf solche Situationen wurden die Gastfamilien im Rahmen einer Schulung vorbereitet und selbstverständlich erfahren sie auch nach der Vermittlung Unterstützung durch den Kreis. Es ist großartig, wie dankbar das Angebot von den Jugendlichen angenommen wird und wie begeistert die Familien von ihrer neuen Aufgabe berichten.“
Auch die Gastfamilien geben bisher eine durchweg positive Rückmeldung. „Natürlich ist es eine Umstellung. Plötzlich wohnt da noch jemand im Haus. Aber, wenn man es schafft, das Ganze etwas locker zu sehen, macht es auch großen Spaß. Am meisten lachen wir über die kulturellen Eigenheiten im Alltag – besonders unsere eigenen“, so eine Gastfamilie.
Nach wie vor sucht der Kreis Siegen-Wittgenstein Interessierte, die sich vorstellen können, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufzunehmen. Die Jugendlichen, für die der Fachservice Jugend und Familie Gastfamilien sucht, sind zwischen 13 und 18 Jahren alt, wobei die Mehrzahl über 16 ist. Sie stammen aus Ländern wie Afghanistan, Syrien oder dem Irak. Sie mussten zum Teil traumatische Erfahrungen machen, zeigen sich jedoch motiviert und ambitioniert.
Die Jugendlichen benötigen zur Integration die Unterstützung von Bezugspersonen – Menschen, die sie im fremden Land und einer neuen Umgebung begleiten, ihnen die kulturellen Hintergründe erläutern, ihnen die ersten Schritte erleichtern und ihnen wieder ein Zuhause geben.
Vom 17. bis zum 19. März findet erneut ein Seminar für angehende Gasteltern statt. Hier sind noch Plätze frei. Wer sich vorstellen kann, einen unbegleiteten ausländischen Jugendlichen bei sich zu Hause aufzunehmen, kann sich unverbindlich bei Jennifer Schulze, Telefon: 0271 333-1343, informieren oder auf der Homepage des Kreises Siegen-Wittgenstein den Erfassungsbogen downloaden und ausgefüllt an die angegebene Adresse zurücksenden.