Nach acht Monaten geschlossen
Landrat zieht positive Bilanz: „Rund 40 Prozent aller Erstimpfungen in Siegen-Wittgenstein im Impfzentrum erfolgt“
„Rund 80 Prozent aller Menschen in Siegen-Wittgenstein, die sich bisher impfen lassen konnten, haben das auch getan – nämlich mindestens 194.500 Menschen von 245.000 Bürgerinnen und Bürger über 12 Jahre. Hätten wir in ganz Deutschland solch eine hohe Impfquote, dann könnten wir der bevorstehenden Herbstwelle viel gelassener entgegensehen!“ Diese Bilanz zog Landrat Andreas Müller jetzt am letzten Öffnungstag des Impfzentrums des Kreises in Siegen-Eiserfeld. Und er verwies darauf, dass die tatsächliche Impfquote hier vor Ort sogar noch höher ist, weil Impfungen von Betriebs- oder Privatärzten vom RKI nur auf Landesebene veröffentlicht werden.
Vor diesem Hintergrund betont der Landrat auch noch einmal: „Eine Impfmüdigkeit habe ich bei uns nie gesehen. Im Gegenteil: Ich möchte mich ausdrücklich noch einmal bei den Menschen in Siegen-Wittgenstein für das besonnene und umsichtige Verhalten und die hohe Impfbereitschaft bedanken! Denn jeder, der sich impfen lässt, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen um sich herum!“
Über 150.000 Erst- und Zweitimpfungen im Impfzentrum
Am 8. Februar hatte das Impfzentrum im ehemaligen Bauking-Markt in Siegen-Eiserfeld seine Arbeit aufgenommen. Etwas mehr als 76.000 Personen haben dort in den vergangenen acht Monaten ihre Erstimpfung gegen das Coronavirus erhalten. Mehr als 74.000 Personen auch ihre Zweitimpfung. Insgesamt wurden also mehr als 150.000 Dosen verimpft. Das Impfzentrum war ursprünglich für bis zu 1.500 Impfungen am Tag konzipiert worden. An einem Spitzentag wurden aber sogar annährend 2.000 Personen geimpft – ganz genau 1.938.
„Wirft man einen Blick auf die Erstimpfungen, dann kommt man zu dem Ergebnis, dass rund 40 Prozent aller Corona-Schutzimpfungen in Siegen-Wittgenstein im Impfzentrum des Kreises vorgenommen wurden. Ich finde, das ist eine sehr stolze Zahl!“, so der Landrat.
Im Schnitt waren in jeder Schicht 34 Personen gleichzeitig im Einsatz.
Das Impfzentrum war ein gemeinsames Projekt von Kreis, Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe und den heimischen Apothekern. Bund und Länder hatten beschlossen, dass die Impfzentren in ganz Deutschland zum 30. September schließen sollen. Der Landrat nahm diesen Termin zum Anlass, um sich am letzten Öffnungstag noch einmal persönlich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Impfzentrums zu bedanken und vor Ort Bilanz zu ziehen.
Der Kreis hatte 25 Kolleginnen und Kollegen im Impfzentrum eingesetzt. Zudem absolvierten zehn Azubis der Kreisverwaltung einen Ausbildungsabschnitt im Impfzentrum. Organisatorische Leiterin war Christine Domnick, ihre Vertreterin Sabrina Zwirnlein.
Unterstützung gab es zwischenzeitlich auch von der Bundeswehr: Elf Soldatinnen und Soldaten waren zeitweise im Impfzentrum im Einsatz. Auch zwei FJS-ler – einer vom Kreissportbund und einer von Fortuna Freudenberg – waren im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres willkommene Unterstützer.
Medizinischer Leiter des Impfzentrums war Dr. Thomas Gehrke. Im Laufe der 8 Monate waren ca. 450 Ärztinnen und Ärzte und medizinische Fachangestellte im Impfzentrum tätig. Für das Aufziehen der Spritzen waren 24 Apothekerinnen und Apotheker und 38 Pharmazeutisch-technische Assistentinnen und -assistenten verantwortlich.
„Die Zusammenarbeit aller Beteiligten war absolut vertrauensvoll, wirklich vorbildlich und hat wunderbar geklappt“, freut sich der Landrat und zitiert Christine Domnick, die mit Blick auf das Team immer von ihrer „Familie“ gesprochen hat.
Um noch mehr Menschen für eine Impfung zu gewinnen, hat es im Impfzentrum auch verschiedene Aktionen gegeben, z.B. eine Summer-Lounge mit alkoholfreien Cocktails, Häppchen und Liegestühlen, Waffeln oder Mini-Burger und Mini-Hotdogs zum Start der Kinderimpfungen. „Dieses kreative Engagement hat mich richtig begeistert und hat mir auch gezeigt, mit welcher Leidenschaft und Freude die Kolleginnen und Kollegen hier gearbeitet haben“, so Andreas Müller.
Sehr gefreut hat sich der Landrat auch über die zahlreichen positiven Reaktionen, die Kolleginnen und Kollegen im Impfzentrum erhalten haben – direkt vor Ort, aber auch per Mail und telefonisch. „Viele haben sich für die freundlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die professionellen Abläufe und die tolle Atmosphäre bedankt. Das tut sehr gut und zeigt, was für einen tollen Job alle Beteiligten hier im Impfzentrum gemacht haben. Sie haben sich wirklich richtig reingekniet“, so der Landrat. Es geht weiter – aber nicht hier im Impfzentrum, sondern draußen vor Ort.
Ehemaliger Bauking-Markt hervorragender Standort für Impfzentrum
Der Standort im ehemaligen Bauking-Markt in Eiserfeld ist für den Landrat auch rückblickend hervorragend geeignet und hat sich bewährt: direkt an der HTS, Parkplätze vorm Gebäude, auch mit dem ÖPNV sehr gut zu erreichen. „Man hatte mir auch vorgeschlagen, z.B. in die Siegerlandhalle zu gehen. Ich bin aber schon damals davon ausgegangen, dass wir das Impfzentrum länger betreiben werden, als der strenge Lockdown anhalten wird. So ist es dann auch gekommen. Gebäude wie die Siegerlandhalle werden längst schon wieder für Veranstaltungen genutzt“, so Andreas Müller: „Deshalb war es die richtige Entscheidung, in ein leerstehendes Gebäude zu gehen, das wir dann auch durchgehend bis zum Schluss nutzen konnten, ohne irgendetwas zu blockieren.“
Dass das Land in der Anfangsphase kein zweites Impfzentrum für Wittgenstein erlaubt hat, bedauert der Landrat bis heute. Denn er hat sich immer für wohnortnahe Impfangebote eingesetzt. Nach dem Einstieg der niedergelassenen Ärzte in die Impfkampage war diese Frage dann aber nicht mehr aktuell.
Auch künftig mobile Impfangebote geplant
Auch wenn das Impfzentrum jetzt geschlossen ist, wird der Kreis weiterhin mobile Coronaschutzimpfungen anbieten. Seit dem 31. Juli hat das Impfzentrum insgesamt 32 mobile Impfangebote in den Städten und Gemeinden des Kreises gemacht – oft mit dem großen, roten Impfbus, der für viele das Symbol der Aktion „Impfzentrum on Tour“ geworden ist.
„Oft waren wir aber auch ohne Bus unterwegs, wenn wir irgendwo drinnen sein konnten – z.B. in der Siegener Nikolaikirche, in Stadtteilzentren auf dem Fischbacher Berg in Siegen oder in der Fritz-Erler-Siedlung in Kreuztal oder in den Moscheen in Geisweid und Neunkirchen“, so der Landrat: „Diese mobilen Impfaktionen werden auch weitergehen. Im Moment liegt der Schwerpunkt dabei auf den Schulen. Es kann aber durchaus auch wieder öffentliche Impfaktionen geben, niederschwellige – wenn das irgendwo geboten ist“, betont Andreas Müller.
Müller: Lieber Standby statt Schließung
Die Schließung der Impfzentren zum jetzigen Zeitpunkt hätte aus Sicht des Landrates nicht zwingend sein müssen: „Ich kann die Landesregierung verstehen, dass man Kosten sparen will und jetzt vornehmlich auf die Impfangebote durch niedergelassene Ärzte setzt. Ich hätte allerdings die Impfzentren als niederschwellige Angebote auf Sparflamme weiter betrieben und ggf. in einen Standby-Modus versetzt. Dann hätte man jederzeit wieder große Impfkapazitäten gehabt, wenn z.B. Booster-Impfungen oder auch Impfungen mit veränderten Impfstoffen gegen Virus-Mutationen im großen Stil erforderlich werden sollten.