Lamya Kaddor: »Deutschland hat Rassismus-Problem!«
Deutsch-syrische Autorin stellt kontroverses Buch im Lÿz vor
Sie bekommt Hassmails und Morddrohungen, und musste sich sogar bis Sommer 2017 vom Schuldienst beurlauben lassen, weil die Drohungen so stark zugenommen haben. Seit die deutsch-syrische Islamwissenschaftlerin, Lehrerin und Autorin Lamya Kaddor ihr neues Buch veröffentlicht hat, ist ihr Leben nicht mehr, wie es einmal war.
Das Buch, das die kontroversen Diskussionen ausgelöst hat, heißt „Die Zerreißprobe – wie die Angst vor dem Fremden unsere Demokratie bedroht“. Am Montag, 13. März 2017 um 18:30 Uhr stellt Kaddor es im Kulturhaus Lÿz in Siegen vor. Der Eintritt ist frei.
„Deutschland hat ein Rassismus-Problem“, schreibt Kaddor und fährt schwere Geschütze auf. Neben Muslimen hätten auch viele andere Menschen „mit einem vermeintlich fremden Merkmal“ in Deutschland Probleme mit der Mehrheitsbevölkerung. Sie sagt, die Angst vor den Flüchtlingen und dem Islam schwäche die Demokratie in Deutschland. Jeder rede davon, wie Flüchtlinge und Einwanderer sich integrieren können. Aber Kaddor fragt: „Muss sich nicht auch die Mehrheitsgesellschaft ändern?“
Lamya Kaddor, die letztes Jahr den Integrationspreis der Stadt Duisburg bekommen hat, legt sich aber nicht nur mit rechten Hetzern an, sondern auch mit traditionellen Islamverbänden. Sie vertritt einen liberalen Islam und wirbt für Reformen. Sie sitzt also gewissermaßen zwischen zwei Stühlen. Trotzdem verspricht sie, nicht „die Klappe zu halten“.
Die Lesung mit Lamya Kaddor im Siegener Lÿz wird veranstaltet vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Siegen-Wittgenstein (KI) und dem Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen e.V., Mediathek. Das „KI“ ist eine wichtige Institution für die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlingen. Es bringt unter anderem Menschen miteinander in Kontakt, die im Bereich Integration arbeiten und unterstützt gezielte Sprachförderung zum Beispiel an Schulen und Kindergärten.