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Datum: 06.07.2023

Wege aus der Sucht
Ein Jahr Lotsennetzwerk Siegen-Wittgenstein

Seit Anfang 2022 bietet das Lotsennetzwerk im Kreis Siegen-Wittgenstein Unterstützung für Menschen mit Suchterkrankung und deren Angehörige. Dabei unterstützen Ehrenamtliche aus der Selbsthilfe Ratsuchende und fungieren als Lotsinnen und Lotsen für Betroffene. 

Seit Anfang 2022 bietet das Lotsennetzwerk im Kreis Siegen-Wittgenstein Unterstützung für Menschen mit Suchterkrankung und deren Angehörige. Dabei unterstützen Ehrenamtliche aus der Selbsthilfe Ratsuchende und fungieren als Lotsinnen und Lotsen für Betroffene.

Suchtkranke Menschen und deren Angehörige benötigen Unterstützung und individuelle Begleitung. Der Umgang mit der Sucht ist immer ein Prozess und ein gutes Netzwerk bestehend aus flexibler und vielschichtiger Unterstützung und Hilfestellung trägt maßgeblich zum erfolgreichen Umgang und zur erfolgreichen Auseinandersetzung bei. Frei nach dem Motto: „Nur du allein kannst es schaffen, aber du schaffst es nicht allein“.

Lotsinnen und Lotsen sind selbst Betroffene oder Angehörige 

Die Lotsinnen und Lotsen sind selbst Betroffene oder Angehörige. „Wir wissen mit welchen Problemen man konfrontiert wird und wie schwer es sein kann, von der Sucht los zu kommen. Niemand von uns hätte es ohne Hilfe geschafft. Eine wichtige Stütze war und ist für mich der Austausch mit anderen Suchterkrankten. Darum engagiere ich mich seit Jahren in einer Selbsthilfegruppe. Als ich gefragt wurde, ob ich mir die Tätigkeit als Lotsin vorstellen kann, hat mich die Idee gleich begeistert“, berichtet Renate.

Sie ist eine von ca. 15 Lotsinnen und Lotsen, die Suchterkranke und deren Angehörige in einer Art „Patenschaft“ unterstützen. Dabei kann die Unterstützung ganz unterschiedlich aussehen. „Für so manche Person, die gerade aus der Entgiftung kommt, ist schon der Einkauf im Supermarkt eine echte Herausforderung. Nicht an den Regalen mit den alkoholischen Getränken stehen zu bleiben und zuzugreifen, kann schon ein echter Kraftakt sein“, erklärt Nina Flaig von der Fachstelle für Suchtprävention und Koordination, die als Koordinatorin für das Lotsennetzwerkt fungiert. „Beim Besuch einer Beratungsstelle oder in einer Therapie arbeiten Profis mit Suchterkrankten, das ist wichtig und nicht zu ersetzen. Die Lotsinnen und Lotsen wissen jedoch, wie es sich anfühlt z.B. den Supermarkt meistern zu müssen und mit dem Suchtdruck umzugehen.“

Angebot ersetzt keine Therapie 

Unterstützen können die Lotsinnen und Lotsen in vielerlei Hinsicht: „Manchmal hilft es auch schon, sich hin und wieder mit jemandem austauschen zu können, der selber weiß, wie es ist. Wenn man darüber reden kann, welche Strategien geholfen haben und was gut oder schlecht für einen ist“, erklärt Oliver, der ebenfalls im Lotsennetzwerk aktiv ist.

Wichtig bleibt jedoch, dass sich die Lotsinnen und Lotsen als Unterstützung neben Therapie, Beratung, Wohngruppen usw. sehen. „Ich bin kein Therapeut und auch keine Betreuungsperson. Da muss ein Profi ran. Aber ich weiß etwas, das z.B. der Therapeut nicht weiß. Ich weiß, wie sich Sucht anfühlt, ich habe die Sucht selbst erlebt. Heute kann ich andere Menschen dabei unterstützen, die den gleichen Weg gehen, den ich bereits gegangen bin“, beschreibt Alex seine Tätigkeit im Lotsennetzwerk.

Das Lotsennetzwerk bietet einen weiteren Baustein, um Wege aus der Sucht zu begleiten. Seit dem Start des Lotsennetzwerks im Frühjahr 2022 haben bereits 37 Ratsuchende eine Begleitung durch eine Lotsin oder einen Lotsen in Anspruch genommen.

Telefonischer und persönlicher Austausch möglich 

Ratsuchende können sich telefonisch bei der Fachstelle für Suchtprävention und -Koordination melden. Bei einem kleinen „Aufnahmegespräch“ geht es um erste „Eckdaten“, um eine passende Begleitung durch einen Lotsen oder eine Lotsin zu finden. Der Lotse/ die Lotsin meldet sich dann zeitnah telefonisch bei der ratsuchenden Person. Nach einem ersten Austausch wird besprochen, wie es weitergeht und welche Unterstützung geleistet werden kann. Auch persönliche Treffen bei einem Spaziergang oder in einem Café können vereinbart werden. Das Angebot ist kostenfrei.

Interessierte können sich telefonisch unter 0271 333 2716 bei Nina Flaig von der Fachstelle für Suchtprävention und -Koordination melden.