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Datum: 23.08.2024

Mehr als 2 Millionen zusätzliche Fahrten im Jahr:
Entwurf des Nahverkehrsplans 2025 vorgestellt

Wie sieht die Mobilität der Zukunft bei uns in Siegen-Wittgenstein aus? Mit dieser Frage haben sich jetzt rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus der Kommunalpolitik, der Städte und Gemeinden, den Schulträgern, den Verkehrsbetrieben und interessierte Bürgerinnen und Bürger beim ÖPNV-Forum auseinandergesetzt.

Wie sieht die Mobilität der Zukunft bei uns in Siegen-Wittgenstein aus? Mit dieser Frage haben sich jetzt rund 100 Vertreterinnen und Vertreter aus der Kommunalpolitik, der Städte und Gemeinden, den Schulträgern, den Verkehrsbetrieben und interessierte Bürgerinnen und Bürger beim ÖPNV-Forum auseinandergesetzt. Anlass ist die Vorstellung des Entwurfs des Nahverkehrsplan 2025, der 2028 in Kraft treten soll und dann für zehn Jahre bis 2038 den Busverkehr in Siegen-Wittgenstein festlegt.

„Vielerorts im Kreisgebiet verschwindet ein Baustein der Daseinsvorsorge nach dem anderen: Erst war die Post weg, dann der Arzt, irgendwann hat das letzte Geschäft zugemacht. Die Kita ist oft noch das letzte, was es tatsächlich im Dorf gibt. Vor diesem Hintergrund müssen wir, die wir Verantwortung für die Menschen und für die Entwicklung unserer Region tragen, uns fragen: Wenn die Infrastruktur nicht mehr bei den Leuten vor Ort ist, wie bringen wir dann die Menschen dorthin, wo es die Dinge gibt, die sie brauchen?“, mit dieser Frage leitete Landrat Andreas Müller das ÖPNV-Forum ein, das auf einen Beschluss des Kreistages zurückgeht. Kern der Veranstaltung: Die Vorstellung des Erarbeitungsstands des Nahverkehrsplans von den beauftragten Gutachtern.

Mehr On-Demand-Angebote

Der neue Entwurf sieht eine ganze Reihe Veränderungen vor, mit dem gemeinsamen Ziel: Mehr Menschen den Umstieg auf den ÖPNV durch ein besseres Angebot zu erleichtern. Das soll unter anderem durch On-Demand-Verkehre, also keine regelmäßigen, sondern nur bei Bedarf buchbare Mobilitätsangebote, erreicht werden. „Die Vision, dass künftig alle Ortschaften des Kreises an den ÖPNV angeschlossen werden, ist keine Utopie. Heute sind wir davon allerdings noch meilenweit entfernt. Mit On-Demand-Verkehren wie dem Flexbus wird das möglich sein“, so Landrat Andreas Müller.

Flexbusse können digital oder telefonisch gebucht werden, kommen spätestens 60 Minuten nach der Bestellung und fahren bis zum nächsten Verknüpfungspunkt mit einer Bahn oder einer R-Linie. Dies ermöglicht erstmals eine Anschließung aller Orte im Kreis, was besonders den Siedlungen unter 250 Einwohnern zugutekommt.

Im Linienverkehr ändert sich ebenfalls einiges: „Das Hauptliniennetz wird gestärkt und künftig stärker auf Schnellbus- und Regionalbuslinien ausgerichtet“, so der Landrat. Durch bessere Taktungen und mehr Fahrten soll es künftig für Siedlungsbereiche über 250 Einwohner ein stündliches ÖPNV-Angebot geben. Die Linienkategorie Lokalbus fällt im aktuellen Entwurf zwar weg, aber die Fahrtenhäufigkeiten und Bedienzeiten werden mit den neuen Flexbussen, Regionallinien und separat eingerichtete Schulbuslinien für alle Dörfer im Kreis Siegen-Wittgenstein ausgebaut. Ebenso ausgeweitet werden die Uni-Express-Linien, die künftig während der Vorlesungszeit zwischen 7:30 und 20:30 im 15-Minuten-Takt und danach bis 0:30 und ab 6:30 stündlich fahren. Außerdem soll es eine neue Schnellbuslinie (SB 6) von Freudenberg über Siegen und Netphen nach Hilchenbach und eine Schnellbuslinie (SB 7) von Bad Berleburg bis Bad Laasphe geben.

Im Schülerverkehr bleibt alles beim Alten oder der Kreistag entscheidet sich für eine von drei Optionen. In allen drei Szenarien würden ggf. Schulzeiten angepasst werden, um Synergien zwischen einzelnen Schulen und Schulformen herzustellen. Die „gemäßigte“ Option würde 51.500 Euro mehr, die „abgestimmte“ Option 250.000 Euro weniger und die „konsequente“ Variante sogar 350.000 Euro weniger im Jahr kosten.

Beschlussfassung durch den Kreistag erst 2025

Die Gutachter prognostizieren, dass die jährlichen Kosten um rund 8,7 Millionen Euro steigen werden. Erlöse aus Fahrkartenverkäufen sind dabei nicht berücksichtigt. Demgegenüber stehen mehr als 2 Millionen zusätzlicher Fahrten im Jahr, eine höhere Taktung, in vielen Fällen kürzere Reisedauer und eine Ausweitung der Bedienzeiten.

Allen Städten und Gemeinden, Aufgabenträgern der Nachbarkreise, gesellschaftlich relevanten Gruppen und Trägern öffentlicher Belange wird jetzt die Möglichkeit gegeben, zum vorliegenden Entwurf Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahmen werden durch den ZWS gesammelt, in einer Synopse aufbereitet und von den beiden Gutachtern bewertet. Die Synopse bildet anschließend zusammen mit dem Entwurf des Nahverkehrsplans die Grundlage für die endgültige Beschlussfassung über den Nahverkehrsplan 2025. Die wird im nächsten Jahr dann durch den Kreistag voraussichtlich in seiner März-Sitzung erfolgen.