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20 bedeutende Persönlichkeiten aus Siegen-Wittgenstein
Folge 7: "Ernst Menne", Chemiker (1869 - 1927)

Ernst Menne wurde am 24. Februar 1869 in Köln geboren. Er besuchte das Marzellengymnasium in Köln, dann infolge der Versetzung des Vaters seit 1885 das Gymnasium in Neuwied. Seit 1888 studierte er in Berlin Chemie. Bei Emil Fischer wurde er mit einer Arbeit über Pseudoharnstoffe zum Dr. phil. promoviert. In Siegen trägt mit dem Ernst-Menne-Weg eine Straße seinen Namen. Im Stadtteil Weidenau befindet sich das von Adolf Saenger erschaffene Dr.-Ernst-Menne-Denkmal im dortigen Siegerlandzentrum.

Mennes Zeit auf der Kreuztaler Hochofenanlage

Eine Knieverletzung, die er sich beim Eislaufen zugezogen hatte, hinderte ihn, einen Betriebsposten einzunehmen. So wurde er Volontär auf der Kreuztaler Hochofenanlage des Köln-Müsener Bergwerksvereins, dessen Direktor sein
Schwager Heinrich Dresler war. Hier erfuhr er von den Problemen beim Öffnen des „zugefrorenen Hochofenstichloches. Häufig nahm die übliche Art von dessen Aufmeißelung unverhältnismäßig lange Zeit in Anspruch.

Mennes Methode, solchen schweren Ofenstörungen und damit den damals so gefürchteten „Rohgängen“ vorzubeugen, sah wie folgt aus: Er erhitzte die Massen, z. B. mit der Knallgasflamme, bis zur Entzündungstemperatur ihrer
verbrennbaren Bestandteile und preßte dann Sauerstoff mit hohem Druck bis über 30 Atmosphären dagegen. Hierdurch wurde die Flamme zwar kälter, oder auch ganz ausgeblasen, aber die Reaktionswärme brachte nun die Massen
zum Schmelzen. Der hohe Druck preßte die geschmolzenen Massen aus dem sich bildenden Loch heraus, so dass der Sauerstoff immer neue Angriffspunkte fand. Da bei der Oxidation des hocherhitzten Eisens sehr große Wärmemengen frei wurden, erreichte man auf diesem Wege ein glattes Durchschmelzen der erstarrten Masse des Ofenstichlochs.

Menne erfindet das Sauerstoffschmelzverfahren

Am 26. Mai 1901 wurde dieses Verfahren zum „Beseitigen von Ofenansätzen und dergl. bei Hochöfen und anderen Öfen oder zum Durchschmelzen hinderlicher Metallmassen vermittels eines Gebläses“, das prinzipiell dem Schneidbrennen entspricht, zum Patent angemeldet. Auf der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute 1903 in Düsseldorf erregte Menne ungeheures Aufsehen, als er Stahlblöcke „wie Butter“ durchschnitt. Auch dieses „Verfahren zum schnellen Beseitigen, Bohren, Trennen, Demontieren usw. von Metallmassen“ meldete er zum Patent an. Daher gilt er als Erfinder des Sauerstoffschmelzverfahrens und Bahnbrecher der Autogentechnik.
Schutzrechte und Zusatzpatente gingen 1910 durch Kauf in den Besitz der chemischen Fabrik Griesheim-Elektron über, wo der Ingenieur Ernst Wiß, unabhängig von Menne ebenfalls auf dem Gebiet der Autogentechnik arbeitete. 1927 verstarb Ernst Menne in Kreuztal.

Quelle: Schawacht, Jürgen H., „Menne, Ernst“, in: Neue Deutsche Biographie 17
(1994), S. 82 f.